Ein «mitreissendes und unbehagliches Drama» sei dieses Werk, schrieb ein Filmkritiker von «Le Temps», als «speziell mitnehmende Reflexion mit grossartigen Bildern» lobte der Radiosender Coleur3 den vierten Kinofilm des gebürtigen Briger Regisseurs.
«Dawn» entführt das Kinopublikum nach Palästina im Jahr 1947, also in die Zeit des britischen Mandats. Die Zionisten kämpfen hier für die Errichtung eines jüdischen Staats. Ein Mitglied des bewaffneten jüdischen Untergrunds wurde von den britischen Behörden zum Tode verurteilt. Im Gegenzug kidnappte der Widerstand einen britischen Offizier, den sie versuchen, gegen ihren Freund einzutauschen.
Eine Nacht lang warten die Rebellen auf den Ausgang der Verhandlungen. Wenn die Briten ihren Freund im Morgengrauen hängen, wird einer von ihnen den gefangenen britischen Offizier, den sie als Geisel halten, erschiessen.
«Das Dilemma nach aussen gekehrt»
Der Film (Details sind unter www.dawn-film.eu abrufbar) basiert auf dem bekannten Roman «Morgengrauen» des Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel (1928). Halst eine Literaturverfilmung dem Regisseur nicht viele Probleme auf?
«Ich habe so etwas nun das erste Mal gemacht–und dies war schon eine andere Art von Filmen», beginnt Romed Wyder und fährt fort: «Doch das Ganze funktionierte nicht schlecht. Was mir bei dieser Arbeit entgegenkam: Das Buch von Elie Wiesel umfasst nur rund 90 Seiten.»
Was die Verfilmung von der Literaturvorlage unterscheidet? «Im Buch wird die Geschichte als innerer Monolog erzählt. Für den Film habe ich das Dilemma nach aussen gekehrt. Dabei legte ich gegenüber dem Buch einige Figuren zusammen», erklärt der Regisseur. «Inhaltlich blieb ich sehr nahe am Buch», fügt er hinzu. «Dawn» kommt denn auch als recht dichter Film daher. «Im Prinzip wie das Buch», wie Romed Wyder sagt.
«Vielleicht wird besser nachvollziehbar…»
Elie Wiesel erzählt in «Morgengrauen» eine wahre Geschichte. Warum Romed Wyder diesen Stoff aufgriff? «Es geht ja um Tatsachen aus jener Zeit. Den Gefangenenaustausch zum Beispiel gab es wirklich. Die Problematik in Palästina lässt sich durch den Film vielleicht etwas besser verstehen. Was seit 1947 in jenem Gebiet geschah, wie viele Probleme von heute haben ihre Wurzeln im Damals–vielleicht wird besser nachvollziehbar, warum dem so ist», gibt Romed Wyder zur Antwort.
Letztendlich geht es in «Dawn» auch um eine universelle Frage: Heiligt der Zweck wirklich alle Mittel? «Die Geschichte dreht sich um Widerstand, um Freiheitskampf und Terrorismus–ein Thema, das leider noch heute aktuell ist– und es bleiben wird», bemerkt der Regisseur.
«Der 20. Juni wird schon etwas Spezielles sein»
«Der Film stiess in der Presse wirklich auf gutes Echo», zeigt sich Romed Wyder zufrieden mit «Dawn», der am 29. April in den Westschweizer Kinos anlief. Zuversichtlich blickt er nun dem Abend des 20. Juni entgegen:Dann wird er nämlich im Briger Cinéma Capitol seinen neuen Film zeigen. «Der 20. Juni wird schon etwas Spezielles sein», sagt der Filmer und freut sich auch auf die Diskussion, die im Anschluss an die Vorstellung ansteht.
Regelmässig in der Heimat anzutreffen
«Im Normalfall geht so etwas an Orten, wo ich niemanden kenne, über die Bühne. Am 20. Juni tue ich dies in meiner Heimat, kommen, also zurück zu meinen Wurzeln», betont er. Ist der gebürtige Briger mit Lebensort Genf noch oft im Wallis anzutreffen? «Ski fahren auf der Belalp, Familientreffen sowie Zwischenstopp auf dem Heimweg von Filmfestival Locarno nach Genf–also so einige Tage pro Jahr bin ich schon in der Simplonstadt anzutreffen», sagt er. Und beweist, dass er den Walliser Dialekt alles andere als verlernt hat.
Dass er am 20. Juni zahlreiche Walliser Kinofans im Capitol begrüssen kann–klar, dass er sich dies erhofft. «Auch wenn dieser Film nichts mit dem Wallis zu tun hat», wie Romed Wyder anfügt.