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ein Film von Romed Wyder

«Dawn»: Eine Nacht entscheidet über Leben und Tod

von Lory Roebuck

www.aargauerzeitung.ch

Es ist das Jahr 1947, Palästina steht unter dem Mandat der Briten. Eine bewaffnete Untergrundbewegung kämpft für die Errichtung eines jüdischen Staates. Einer ihrer Kampfgenossen wurde verhaftet und soll am folgenden Morgen erhängt werden. Um dessen Freilassung zu erzwingen, hat die Widerstandsgruppe einen britischen Offizier entführt. Bleiben die Verhandlungen bis zum Morgengrauen ergebnislos, soll die Geisel erschossen werden – vom jungen Elisha (Joel Basman), der sich der Gruppe beweisen muss. Der Kinofilm «Dawn» basiert auf dem Roman «L’aube» von Elie Wiesel, der 1986 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Der Schweizer Filmregisseur Romed Wyder («Absolut») war fasziniert von der Geschichte des jungen Juden, der den Nazi-Henkern entgangen war und nun selbst zum Henker werden könnte. Wyder bringt Elishas inneren Konflikt als psychologisches Kammerspiel auf die Leinwand: ein enger Raum, Gesichter im Halbschatten, vier Menschen, die Elisha instrumentalisieren wollen – und im Keller eine Geisel, die den Jungen an seinen toten Vater erinnert.

Mit dem Casting des renommierten britischen Darstellers Oscar Isaacs in der Rolle des gefangenen Offiziers ist der Filmcrew ein Coup gelungen. Die Szenen zwischen Isaacs und Basman sind der Höhepunkt des Films: intensiv, beklemmend, vieldeutig. «Dawn» ist neunzig Minuten Spannung über die Manipulierbarkeit des Menschen – und inhaltlich auch heute noch brandaktuell.